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„Menschen für Sport begeistern“

Allgemeine News

Die höchsten Vertreter des Verbandes der Sportvereine Südtirols (VSS) haben sich zu einem Gespräch getroffen, um die Tätigkeiten des vergangenen Jahres zu besprechen und die Ziele und Herausforderungen für das kommende Jahr zu konkretisieren.

  • Der VSS feierte vor kurzen seinen 50. Geburtstag. Was verbindet dich mit dem Verband?
    Paul Romen: Der Verband begleitet mich seit mehr als 35 Jahren. Seit meiner Zeit als Jugendtrainer und Betreuer war ich immer und gerne im Kontakt mit dem Verband. Noch intensiver wurde der Kontakt wegen meines Studienkollegen und ehemaligen VSS Geschäftsführer Manfred Call sowie durch meine Präsidentschaft im ASV Jenesien. Mittlerweile bin ich nun schon seit mehr als 20 Jahren in der Verbandsleitung. Mit dem VSS verbindet mich Dankbarkeit für die stete Hilfsbereitschaft, den guten und Unterstützung, die ich als Vereinsmensch erfahren durfte, Freundschaft wegen der vielen außerordentlichen Menschen die ich im Verband und Sport kennenlernen durfte und Enthusiasmus dass ich einige VSS Leistungen für den Sport mitgestalten durfte.
     
  • Du bist ja selbst Präsident eines Amateursportvereins. Hast du Ratschläge für andere Vereine wie sie mit der neuen aktuellen Situation umgehen können?
    Romen: Im Verein geht es wie in der Familie. Auf und ab. Derzeit erfahren wir gerade im Sport, Situationen die wir uns nie träumen hätten lassen. Ein unsichtbares Virus blockiert den Sport und viel ehrenamtliche Begeisterung. Mein Ratschlag heißt zuversichtlicher Zusammenhalt im Verein, keine Schuldzuweisungen und wo möglich die sportliche Kameradschaft pflegen. Die Zeit zur Fortbildung und Erledigung des lange aufgeschobenen Vereinskram nutzen um bei Neubeginn begeistert durchzustarten.
     
  •  Was hat dir persönlich das Corona-Jahr gezeigt?
    Romen: Das Corona Jahr hat mir persönlich gezeigt wie klein und ohnmächtig der Mensch wird, wenn Gesundheit mit im Spiel ist. Gesundheit und Zufriedenheit sind zwei unschätzbar wichtige Werte. Man schätzt sie erst wenn man sie nicht mehr hat. Werte die auch im sportlichen Alltag mitgetragen werden.
    Das Corona Jahr mit all seinen Tücken hat uns aber auch gezeigt, dass vieles auch etwas langsamer sein kann, dass unserer Gesellschaft Entschleunigung guttut.
     
  • Das Jahr 2020 lief ja anders als geplant. Kannst du dennoch einen positiven Schlussstrich ziehen oder positive Aspekte des Jahres hervorheben?
    Romen: Bin grundsätzlich ein Optimist und jetzt noch mehr überzeug wie wichtig das Vereinsleben ist. Für uns Vereinsmeier in den Dörfern und Städten war es ein enthaltsames Jahr und vieles hat ganz einfach gefehlt. Ein Jahr in dem wir Energien und Ideen getankt haben damit wir wie so oft im Leben mit sportlicher Überzeugung wieder anpacken um uns für den Sport in den Dörfern und Städten zu engagieren. Wichtig dabei bleibt der Zusammenhalt und der gegenseitige Respekt im Verein.

    Günther Andergassen: Wir haben im abgelaufenen Jahr 2020 trotz der äußerst unerwarteten und unerwünschten Kürzung der Jugendsportförderprogramme viel gearbeitet. Der VSS wurde im Vorfeld der Entscheidungen über die verschiedenen Dringlichkeitsmaßnahmen immer wieder angehört und eingebunden. Wir wurden ernst genommen und unsere Vorschläge im Wesentlichen berücksichtigt. Es ging uns dabei immer um eine konstruktive Zusammenarbeit in Abstimmung mit berechtigten Ansprüchen und den legitimen Interessen unserer Mitgliedsvereine und deren Mitglieder. Und wir wollten stets Mitverantwortung bei der Bewältigung der Krise, die uns alle persönlich, beruflich und als Gemeinschaft unerwartet getroffen und herausgefordert hat, tragen. Mit anderen Worten, es ging uns – durchaus im Bewusstsein, dass Sport und Bewegung gerade in der Zeit der Pandemie einen bedeutenden Stellenwert haben - nicht darum, unerfüllbare Forderungen zu stellen, um nach außen zu „glänzen“ und Applaus zu erheischen. Nein, auch wir als Verantwortliche des VSS und des Südtiroler Sports wollten genau jene Solidarität zeigen, die die Gesellschaft von unseren Sportvereinen erwartet hat. In der Tat, die Sportvereine haben sich solidarisch und wertorientiert in all diesen Phasen der Krise gezeigt. Dies verdient Hochachtung und Respekt.
    Ich weiß nicht, ob man von den Sportvereine und ihren Verantwortlichen dieses solidarische Handeln erwarten hätte können, wenn der VSS Forderungen gestellt hätte, die im ersten Moment durchaus nachvollziehbar aber „politisch“ eben unerfüllbar gewesen wären. Verantwortlich handeln heißt immer auch, die Folgen mitzudenken.
     
  • Gibt es etwas das du den VSS-Mitgliedsvereinen mitteilen möchtest oder für ihre fortlaufenden Tätigkeiten mit auf dem Weg geben möchtest?
    Romen: Die Jugend hat covid-bedingt im abgelaufenen Jahr viele Einschränkungen erfahren müssen. Kein Sport, wenig soziale Kontakte kann für die Jugend nicht wegweisend sein. Legen wir unser Augenmerk in unseren Sportvereinen und bei unseren Tätigkeiten noch mehr auf Jugend. Bieten wir in den Dörfern verstärkt Treffpunkt, Trendsport und Mannschaftsgeist an. Kinder und Jugend brauchen Chance zur Verwirklichung. Der soziale Sport hat dabei viele Möglichkeiten.
     
  • Was erhoffst du dir für das Jahr 2021?
    Romen: Für das neue Jahr hoffe ich, dass die Pandemie vorbei sein wird und wir vorsichtig zum gewohnten Alltag zurückkehren können. Für den Sport in Südtirol freue ich mich auf viele Erfolge und viele neue Talente die ihren Weg finden. Vor allem hoffe ich, dass wir in Harmonie und Freundschaft gemeinsam mit den Referaten und MitarbeiterInnen das 50- jährige Erfolgsmodell VSS weiter entwickeln.
     
  • Was sind einige Schwerpunkte in der Tätigkeit des VSS im kommenden Jahr?
    Andergassen: Der VSS hat auch die Zeit genutzt, nach vorne zu schauen mit Zuversicht und Optimismus und mit einigen neuen Schwerpunkten. Der VSS wird 2021 in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Gemeindenverband und unter dem Ehrenschutz des Landeshauptmannes, Dr. Arno Kompatscher einen Preis für vorbildliche und innovative öffentliche Bewegungsräume ausloben.
    Mit der N!-Charta Sport möchten wir im Einvernehmen mit unseren Mitgliedsvereinen ein besonderes Augenmerk auf das Thema Nachhaltigkeit im Sport legen. Nachhaltigkeit kann in Sportvereinen auf vielfältige Weise gelebt werden. Die Leitsätze der N!-Charta Sport umfassen deshalb alle Bereiche von den Interessen und Rechten der Mitglieder und Ehrenamtlichen über Umwelt- und Naturschutz bis hin zur Vereinsentwicklung.
    Die weitere Konkretisierung des „Sportprojektes 2025“ wollen wir fortsetzen und zum Abschluss bringen. Ein besonders Anliegen ist uns der Aufbau bzw. Einrichtung eines VSS-Juniorteams - eine Art Jugendausschuss -, das sich mit sportspezifischen Anliegen von jungen Menschen auseinandersetzt und entsprechende Projekte mit Unterstützung des VSS umsetzt. Darüber hinaus sollte dieses Team auch internationale Kontakte knüpfen können, wofür es bereits Verbindungen zur Deutschen Sportjugend gibt. Eine kleine Gruppe arbeitet bereits an diesem Projekt und ladet weitere, interessierte Jugendliche zum Mitmachen ein.
     
  • Welche Herausforderungen siehst du für das Jahr 2021?
    Andergassen: Die größte und wohl wesentlichste Herausforderung des Jahres 2021 wird es sein, den Weg zurück in die sportliche Tätigkeit, in ein der Zeit und den Umständen entsprechendes  Aufbau-Training zu gehen/finden. Die Durchführung der VSS-Kinder-und Jugendsportprogramme mit den Turnieren und Meisterschaften gilt es gut mit dem vorbereitenden Training abzustimmen. Die Gesundheit und das Wohl der Kinder und Jugendlichen muss absolute Priorität haben. Wir, d.h. der VSS und die Mitgliedsvereine stehen vor der Herausforderung, die jungen Menschen wieder für den Sport zu begeistern und zu gewinnen, möglicherweise einige auch wieder zurück gewinnen. Dabei muss vor allem die Freude und der Spaß an der Bewegung und am Sport im Vordergrund stehen und gewiss auch die Gemeinschaft. So kann Sport zur Triebfeder von Fröhlichkeit werden und Sportvereine zu „sozialen Tankstellen“, wo man sich mit Freunden und Gleichgesinnten trifft, um aufzutanken und Kraft für den Lebensalltag zu schöpfen. Das gibt Motivation. Wir werden uns die Begeisterung für den Sport nicht nehmen lassen und uns die Leidenschaft für Sport und Bewegung bewahren, der Krise zum Trotz.
     
  • Das Jahresmotto des VSS Sport{Verein~t} wird weitergetragen und die gesellschaftliche Bedeutung der Sportvereine hat gerade in dieser Zeit wieder stark zugenommen. Wie siehst du die aktuelle Stellung der Sportvereine?
    Andergassen: Ja, wir wollen uns auch im neuen Jahr von diesem Jahresmotto leiten und anregen lassen. Ich denke, es gibt heute einen common sense über den hohen gesellschaftlichen Stellenwert des Sports und seiner Vereine. Dennoch gilt es die aktuelle Stellung der Sportvereine in unserer Gesellschaft noch stärker anzuerkennen, von Seiten der Familien, der Schule, der öffentlichen Hand und der Gesellschaft insgesamt. Die Sportvereine sind die größten Jugendorganisationen. Sport ist Bildung, er fördert die ganzheitliche Entwicklung, stärkt die Persönlichkeit. Sport ist Kultur, ein wichtiger Teil unserer Lebenskultur. Studien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) belegen, dass Sport und Bewegung einen wichtigen Beitrag zu physischer und psychosozialer Gesundheit der Menschen leisten. Wann wäre das wichtiger als in der jetzigen Corona-Pandemiephase? Dies alles immer wieder zu verdeutlichen und die Sportvereine in ihrer wichtigen Rolle als Orte des sozialen Zusammenhalts, der Gesundheit, der Bildung und Kultur zu unterstützen hat für den VSS höchste Priorität. Dafür wollen wir auf allen Ebenen weiterhin einstehen und hoffen, den Rückenwind durch unsere Mitgliedsvereine, die eigentlichen Akteure des Sports, zu haben.
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